Vom 02.09. bis
04.09.2016 durfte ich an einer umfassenden Fortbildungmaßnahme des vhs
Landesverbandes Thüringen gefördert durch den dvv international mit dem
Titel: "Wälder - Lungen der Erde" teilnehmen. Die Fortbildung stand unter
Leitung von Iris Florstedt, freier Dozentin und Keramikerin aus Dresden
und fand im Kunst und Kräuterhof Posterstein (über den ich hier und hier schon berichtet habe) statt.
Teilnehmer der Maßnahme waren vor allem Kursleiter der thüringer Volkshochschulen, die im kreativen Bereich tätig sind und die die Anregungen, Gedanken und Inhalte dieser Weiterbildung als Multiplikatoren in ihren Kursen weitergeben können.
Umfassende Fortbildung auch deshalb, weil alle Sinne angesprochen werden. In Gesprächen, beim Anschauen von Filmen, Hören von Tondokument, in Blitzlichtrunden wurde umfangreiches theoretisches Wissen vermittelt. Beim Töpfern von Raku-Keramiken hatten die Hände zu tun und in den
Pausen, bei gemeinsamen Mahlzeiten konnten wir riechen und schmecken. Damit verinnerlichen sich die Inhalte einer solchen Maßnahme viel nachhaltiger.
Wir diskutierten über die
weltweite Waldzerstörung, Waldschutz, ökologische Waldnutzung,
Waldschäden durch Klima, industrielle Landwirtschaft und
wirtschaftlicher Waldnutzung.
Weitere
Themen waren die Auswirkungen des Waldes auf das Erdklima, die
Beschäftigung mit dem heimischen Wald und dem Amazonasregenwald und
anderer tropischer Wälder ( z.B. in Indonesien), Vergleiche der
Waldgebiete und Klimazonen.
Eine Exkursion in einen nahegelegenen heimischen Wald stellte sich gar nicht so einfach dar – ist doch das Altenburger Land seit der Jungsteinzeit
ständig besiedelt, wurde und wird auf Grund der guten ertragreichen
Böden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Da sind nicht viele
Waldflächen übrig geblieben.
Auch
wenn inzwischen auf vielen Ausgleichflächen neue Bäume gepflanzt werden
sind doch die natürlich gewachsenen, ursprünglichen Waldgebiete
verloren.
So haben wir auf kleine Restflächen zurückgegriffen und u.a.den Park Tannenfeld besucht. Dort erfreuten wir uns an der Vielfalt und Schönheit alter Bäume.
Für die praktische Arbeit mit dem Ton sammelten wir Blätter, Zweige und Früchte von Buchen, Ahorn, Eichen, Birken, Eschen, Kastanien, Linden, Kiefern, Fichten, Tannen und Eiben. Aber auch Blätter von Eßkastanie, Baumhasel, Rot- und Weißdorn, Kornelkirsche, Schlehe und Hagebutte dienten als Abdruckmaterial für unsere Keramiken.
Bei der Diskussion um Lösungansätze für die weltweiten Probleme um Waldvernichtung, Brandrodung und Raubbau am Wald fiel immer wieder der Begriff AGROFORSTE. Eine mögliche Alternative mit der man sich beschäfftigen sollte, auch in Deutschland und Europa, - wir haben genug Probleme, selbst vor der "eigenen Haustür". Ich denke da nur an den vermehrten Anbau von Energiepflanzen, das kurzsichtige Denken wenn mit und im Wald Geld verdient werden will.
Das sind nur einige Streiflichter, welche Themen uns an den drei Tagen begleitet haben.
Vor
allem für unsere Kursleiterin Iris Florstedt war es wieder ein Kraftakt
in zweieinhalb Tagen so viel Theorie und die Herstellung von Keramiken
im Rakubrand, vom nassen Ton bis zur fertig gebrannten Keramik,
unterzubringen. Wir durften so viel Neues erleben und lernen,
interessante Gespräche führen, zwischendurch die gastliche Athmosphäre
auf dem Kunst- und Kräuterhof Posterstein genießen und am Ende sogar
noch ein oder zwei fertige Keramiken mit nach Hause nehmen.
Im Seminarraum laden Bücher, Artikel, Filme zum diskutieren ein.
Aus Ton geformte Schalen mit Tiermotiven.
Damit die am Samstag geformten Gefäße und Platten nicht im Brennofen zerspringen mussten sie "schnell
getrocknet" werden. Der große Backhofen wurde angeheizt (eine Arbeit
von Stunden). Zuerst wurden wir mit selbstgemachter Pizza von Bettina
Martin und Ullrich Simon verwöhnt.
Ein Genuss!!!
Der Brennofen wird eingeräumt - Millimeterarbeit- es sollen ja alle Teile darin Platz finden.
Das war so gegen 9.00 Uhr.
Den Gasbrenner anzünden und langsam auf 300 grd hochheizen damit die restliche Feuchtigkeit in den Tongefäßen trocknen kann und sie nicht zerspringn. Nun kann schon etwas mehr "Gas" gegeben werden, bis ca. 600 grd erreicht sind, um dann, mit voller Kraft, auf 900 grd. hoch zu heizen.
Natürlich gab es die ganze Zeit über eine aufmerksame Feuerwache und war der Brandschutz gewährleistet.
Nach 17.00 Uhr war die nötige Brenntemperatur endlich erreicht. Es wurde spannend. Während beim normalen Schrüh- oder Glasurbrand die Keramik im Ofen wieder ganz langsam abkühlen muss, wird beim RAKU der Ofen bei 900 grd geöffnet, die glühende Keramik Stück für Stück entnommen und in einen Eimer oder großen feuerfesten Topf gelegt. Anschließend wird sofort mit einem Deckel die Sauerstoffzufuhr gebremst. In diesem Topf befinden sich Sägespäne die bei diesen Temperaturen natürlich verbrennen bzw. verkohlen. Der dabei entstehende Ruß setzt sich in den Poren der Keramik fest und färbt sie schwarz. Daher auch der Bergriff Schwarzbrand. Glasuren bekommen die typischen Risse.
Einige Minuten in den Töpfen mit den Holzspänen geschwelt, dann konnte gelöscht und abgekühlt werden. Denn noch immer ist die Keramik sehr heiß.
Nun war die Spannung kaum noch auszuhalten. Was ist aus meiner Kermaik geworden. Habe ich sorgfältig genug gearbeitet oder ist meine Schale gesprungen?
Ruß und Brennschlacken werden abgewaschen und mit Bürste und Stahlschwamm geschrubbt.
Ein Teil nach dem anderen kommt zum Vorschein.
Welch ein Glück, Nichts ist im Brennofen gesprungen.
Reich
an Erfahrungen, guten Gesprächen, kulinarischen Genüssen in jeder
Hinsicht aufgetankt, ging ein Wochenende zur Neige. Vielen Dank an alle
Beteiligeten und Förderer.
...und wen das Töpferfieber gepackt hatte, der hängte einfach noch einen Kurs bei Peter Weber DOLMARTON
am Montag und Dienstag dran. Da ging es noch einmal um ganz archaische
Brennarten, den Erdgrubenbrand und den Rauchbrand. Aber davon
demnächst.
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