Rechtzeitig angekommen und durch einen Imbiss gestärkt sammelten wir erst einmal ein paar herbstliche Eindrücke in der Innenstadt und bei einem Bummel durch den Englischen Garten.
Aber nun zum eignetlichen Zweck unserer Reise oder besser zur ersten Station.
Um 15.00 Uhr öffneten sich die Türen der Volkshochschule und wir durften in (wenn ich mich richtig erinnere) acht Räumen und auf den Fluren die Arbeiten der Absolventinnen aus den drei Ausbildungsjahren bewundern. Wir haben in Arbeitmappen geblättert, Musterbücher bewundert, uns an filigranen Web- und Klöppelarbeiten, an gefilzten, gequilteten , gestickten, gehäkelten und gestrickten Kunstwerken erfreut. Wie schön , die Dinge auch in die Hand nehmen, Kunst begreifen, erfühlen und "untersuchen" zu dürfen. Freigiebig und geduldig beantworteten die Ausstellerinnen alle unsere Fragen. In jedem Raum, auf jedem Tisch neue Ideen, individuelle Handschriften, Anregungen für uns. Eine tolle Atmosphäre, die noch durch die Festveranstaltung unterstrichen wurde. Hatten wir es doch mit Absolventinnen zu tun - also mit "frisch gebackenen oder sagt man da besser genähten?, gewebten? oder gefilzten?" TEXTILKÜNSTLERINNEN, die an diesem Tag Ihre Zertifikate erhielten. Drei Jahre Ausbildung an der Christophine - Kunstschule hieß drei Jahre lang ein Wochenende im Monat anreisen, sich in die verschiedensten Techniken textiler Gestaltung zu vertiefen, Handwerk zu lernen und experimentell umzusetzten. Zu Hause galt es dann weiter an den Ideen zu feilen und zu werkeln, wie in jeder Schule Hausaufgaben zu erledigen - und das oft neben Beruf und Familie. Und ich habe mir sagen lassen, die Anfahrtswege waren oft nicht die kürzesten.
Nach dieser liebevoll und bewegend gestalteten Feierstunde sind wir dann weiter durch die Räume gewandert, haben in Farben und Formen geschwelgt und konnten uns kaum satt sehen. Und irgendwo im Hinterkopf nistete sich der Gedanke ein - das würde ich auch gerne alles lernen. Startet doch im Februar 2017 eine neue 3-jährige Weiterbildung.
Einige Bilder habe ich mit Erlaubnis der Ausstellerinnen gemacht. Ich kann nur sagen:: "Hinfahren! Anschauen! Unbedingt!" Bis zum 26. November kann man die Arbeiten werktags von 8.00 Uhr- 20.00 Uhr in der Volkshochschule Meiningen bewundern.
Das war also unsere erste Etappe. Schon reichlich fußlahm, voller Eindrücke und mit einem zusammengeschrumpften Zeitbudget haben wir uns nach 18.00 Uhr schweren Herzens aus dieser Ausstellung verabschiedet. Stand doch noch ein weiterer Ausstellungbesuch auf unserem Tagesplan. Anfang September hatten wir den Keramiker Peter Weber zu einem Kurs im Kunst- und Kräuterhof in Posterstein zu Gast (Hier habe ich davon berichtet). Natürlich wollten wir auch seine Ausstellung in der Galerie ADA besuchen.
Welch ein Glück, dass es so besucherfreundliche Öffnungszeiten gibt. Also eilten wir von der Klostergasse in die Bernhardstraße.
Der Ausstellungsflyer ist sehr sparsam in den Aussagen zu beiden Ausstellern .´Die Malerin Marlene Magnus und der Keramiker Peter Weber (www.dolmarton.de) zeigen, was in der Ruhe und Zurückgezogenheit zweier Ateliers auf dem Lande entsteht.In der Begegnung der Malerei und Grafik an den Wänden sowie die Objekte aus Ton im Raum entsteht (wieder) eine Exposition als Gesamtkunstwerk...´
Das ist wohl nicht nur die Ruhe des Landlebens. Aus den Arbeiten von Peter Weber spricht ein meisterhafter Umgang mit dem Medium Ton. Raue Oberflächen, Brüchen und Risse in den äußeren Schalen der Objekte lenken die Aufmerksamkeit auf filigrane zerbrechliche florale Elemente im Inneren. Rauchgeschwärzte unglasierten Außenhüllen, umschließen schützend gläsern funkelnde Innenwände und Böden in strahlendem Weiß, leuchtenden Blautönen und feurigem Rot. Noch sparsamer weisen einige Objekte nur eine kleine glasierte Vertiefung am Grund ihres Inneren auf, die mich an klares Gebirgswasser in Felsenlöchern, an tauenden Schnee oder an einen Blick in einen Vulkan denken ließen. Ineinandergesetzte Schalen, runde Formen und Stelen, Sollbruchstellen - wir waren und sind verzaubert.
Hier trifft große Kunst auf exzellentes Handwerk, das perfekte Gleichgewicht zwischen Geplantem und Experiment.
Auch hier durfte ich nach einer kurzen Frage einige Fotos machen.
Ich hoffe die Künstlerin Marlene Magnus sieht es uns nach, dass es uns nach diesem mehrstündigen Ausstellungsmarathon, schon fast übersättigt an Eindrücken, an Zeit und Energie fehlte auch Ihre Bilder gebührend zu würdigen.
Dabei bilden ihre Aquarelle, Ölgemälde. Radierungen und Collagen mit den pastelligen fast erdigen Farben, die zarten Stillleben und Detailstudien einen interessanten Gegenpol zu den großen raumgreifenden Objekten aus Ton. Ich kann nicht einmal genau sagen, ist es Gegensatz, ist es Harmonie, ist es Dialog was sich zwischen den Exponaten entwickelt. Diese Rätsel müssen die Besucher nach uns lösen.
Voll von neuen Eindrücken, Inspirationen und Freude über das, was wir an diesem Tatg in Meiningen erleben, erfühlen, betrachten und erfahren durften, machten wir uns dann in den Abendstunden auf die Heimfahrt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen