Sonntag, 3. September 2017

Brennofenbau im Kunst- und Kräutergarten Posterstein

Nach den Beiträgen zum Rakubrand und Erdbrand hatte ich versprochen auch noch einen Beitrag zum Bau eines Tonofens zu schreiben. Bilder waren reichlich gemacht. Nach dem Bau im September 2016, der Trocknungsphase im Winter und dem ersten Anheizen im Frühjahr 2017 hat es nun doch noch mehrere Monate gebraucht ehe ich endlich Zeit und Ruhe finde, diesen Post zu schreiben.

Aber fangen wir mit dem September 2016 an.
Unser Ziel war es für den Kursbetrieb bei Bettina Martin - der Keramikerin im Kunst- und Kräuterhof Posterstein einen kleinen Brennofen für Rakubrände aus Ton zu bauen. Angeleitet durch einen Meister seines Faches, Peter Weber wollten wir uns an die Aufgabe wagen.
Ein geschweißter Rahmen auf Rädern, belegt mit Schamotteplatten ist als Unterlage gedacht. So findet der Ofen im  Ruhezustand Platz in einem Nebengelass, wird nur zum Brennen ins Freie geholt.
Für denn Bau des Ofens wird eine gehörige Menge Ton benötigt. Also weichten verschiedene "Restbestände" seit Tagen in großen Bottichen vor sich hin.


Angereichert mit Schamotte mussten die zu einer homogenen Masse verbunden werden. Das geht immer noch am Besten auf einer großen Plane, mit Hilfe der eigenen Füßen und mit Muskelkraft.
Danach wurden handlichere Rollen geschlagen, geknetet und geformt  - wichtig dass keine Lufteinschlüsse entstehen. Die würden den Ofen beim ersten Brennen sprengen.



Dann konnte mit dem Bau des Brennraumes begonnen werden. Wulst für Wulst wird eine Halbkugel aufgebaut. Nachdem der gerade Teil der Außenwand steht wird Tonklumpen für Tonklumpen der Boden für den Innenraum mit gezielten, kräftigen Würfen aufgebracht, geglättet und gut mit der Wand verschmiert.


Ehe nun weitergebaut werden kann muss die Wandung abgestützt werden. Sonst würde das Eigengewicht des nassen Tones die Wand nach Außen treiben.


Ein kleines Feuerchen hilft den Ton anzutrocknen so das der Kuppelbau gelingt.
Durch die obere Öffnung wird später die zu brennende Keramik eingeschichtet - sie ist also entscheidend für die Größe des Brenngutes. Diese Öffnung wird während des Brennvorganges durch einen separaten Deckel (ebenfalls geformt wie eine Schüssel mit einem Rauchabzug) verschlossen. 


Während der eine Teil mit dem Bau des Bernnraumes beschäftigt war, wurde an einem zweiten Arbeitsplatz, mit Hilfe eines aufgeschnittenen Drainagerohres der "Tunnel" für die Befeuerung gebaut. Das eine Ende des Tunnels ist mit dem Brennraum verbunden. Über das andere Ende wird während des gesamten Brennvorganges Holz nachgelegt um die Brenntemperatur zu erreichen und dann zu halten.


Den schwierigen Teil Brennraum und "Tunnel" zusammen zu setzten, die obere Öffnung des Brennraumes mit einer Wulst zu verstärken und einen Deckel zu formen, die Verbindung zwischen "Tunnel" und Brennraum auszuschneiden, überließen wir dann doch lieber den Fachleuten.





 Und nun hieß es geduldig sein. Ein recht feuchter Herbst ließ den Ton nur langsam trocknen. und so mussten wir den ersten Brand im Offen, der in erster Linie dazu dient  den Ofen selber zu brennen, auf das nächste Frühjahr zu verschieben.
Der Karren mit Ofen wurde ins Trockene gebracht und sollte bis zum Frühjahr ruhen. Doch welcher Schreck - ein Riss zwischen Brennraum und Tunnel. Wieder war der Fachmann gefragt,  der dann auch zu einer "Rettungsaktion" kurz vor Weihnachten anreiste und den  Riss wieder verschloss.


Im Frühjahr 2017 war er endlich gekommen, der große Moment.
Fast alle Kursteilnehmer, die im Herbst mit am Ofen gebaut hatten, trafen sich wieder in Posterstein.


  Neben dem ersten Brand des Ofens beschäftigten wir uns mit Keltischer Keramik. Im Vorfeld angefertigte kleine Teile und auch einige an diesem Wochenende geformten Becher, Schalen oder Krüge  wanderten in den Ofen. Und noch einmal wurde unsere Geduld auf eine harte Probe gestellt. Über Stunden musste der Ofen "gefüttert" werden. Holz hacken, beschicken des Ofens, Kontrolle der Temperatur - würden wir die nötige Brenntemperatur erreichen?
So ein Rakuofen mit Holzbefeuerung ist schon etwas Anderes, als die modernen Elektrobrennöfen, bei denen man die Temperatur über Regler und Zeituhren einstellen kann.



Und dann kam endlich der spannende Moment. Der Ofen hat den ersten Brand gut überstanden und auch der größte Teil unserer Keramiken kam ohne Schäden aus dem Ofen. Wir durften wieder viel lernen, die gastliche Atmosphäre des Kunst- und Kräuterhofes genießen und mit einmaligen Keramikunikaten im Gepäck nach Hause reisen.
Vielen dank an den Kursleiter Peter Weber und an die Gastgeber Bettina Martin und Ulrich Simon.







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