Dienstag, 13. September 2016

"Wälder - Die Lungen der Erde" - mehr als eine Fortbildung


Vom 02.09. bis 04.09.2016 durfte ich an einer umfassenden Fortbildungmaßnahme des vhs Landesverbandes Thüringen gefördert durch den dvv international mit dem Titel: "Wälder - Lungen der Erde" teilnehmen. Die Fortbildung stand unter Leitung von Iris Florstedt, freier Dozentin und Keramikerin aus Dresden und fand im Kunst und Kräuterhof Posterstein (über den ich hier und hier schon berichtet habe) statt.
Teilnehmer der Maßnahme waren vor allem Kursleiter der thüringer Volkshochschulen, die im kreativen Bereich tätig sind und die die Anregungen, Gedanken und Inhalte dieser Weiterbildung als Multiplikatoren in ihren Kursen weitergeben können. 
Umfassende Fortbildung auch deshalb, weil alle Sinne angesprochen werden. In Gesprächen, beim Anschauen von Filmen, Hören von Tondokument, in Blitzlichtrunden wurde umfangreiches theoretisches Wissen vermitteltBeim Töpfern von Raku-Keramiken hatten die Hände zu tun und in den Pausen, bei gemeinsamen Mahlzeiten konnten wir riechen und schmecken. Damit verinnerlichen sich die Inhalte einer solchen Maßnahme viel nachhaltiger. 
Wir diskutierten über die  weltweite Waldzerstörung, Waldschutz, ökologische Waldnutzung, Waldschäden durch Klima, industrielle Landwirtschaft und wirtschaftlicher Waldnutzung.
Weitere Themen waren die Auswirkungen des Waldes auf das Erdklima, die Beschäftigung mit dem heimischen Wald und dem Amazonasregenwald und anderer tropischer Wälder ( z.B. in Indonesien), Vergleiche der Waldgebiete und Klimazonen.
Eine Exkursion in einen nahegelegenen heimischen Wald stellte sich gar nicht so einfach dar – ist doch das Altenburger Land seit der Jungsteinzeit ständig besiedelt, wurde und wird auf Grund der guten ertragreichen Böden intensiv landwirtschaftlich genutzt. Da sind nicht viele Waldflächen übrig geblieben.
Auch wenn inzwischen auf vielen Ausgleichflächen neue Bäume gepflanzt werden sind doch die natürlich gewachsenen, ursprünglichen Waldgebiete verloren.
So haben wir auf kleine Restflächen zurückgegriffen und u.a.den Park Tannenfeld besucht. Dort erfreuten wir uns an der Vielfalt und Schönheit alter Bäume.
Für die praktische Arbeit mit dem Ton sammelten wir Blätter, Zweige und Früchte von Buchen, Ahorn, Eichen, Birken, Eschen, Kastanien, Linden, Kiefern, Fichten, Tannen und  Eiben. Aber auch Blätter von Eßkastanie, Baumhasel, Rot- und Weißdorn, Kornelkirsche, Schlehe und Hagebutte dienten als Abdruckmaterial für unsere Keramiken.
Bei der Diskussion um Lösungansätze für die weltweiten Probleme um Waldvernichtung, Brandrodung und Raubbau am Wald fiel immer wieder der Begriff AGROFORSTE. Eine mögliche Alternative mit der man sich beschäfftigen sollte, auch in Deutschland und Europa, - wir haben genug Probleme, selbst  vor der "eigenen Haustür". Ich denke da nur an den vermehrten Anbau von Energiepflanzen, das kurzsichtige Denken wenn mit und im Wald Geld verdient werden will.
Das sind nur einige Streiflichter, welche Themen uns an den drei Tagen begleitet haben.

Vor allem für unsere Kursleiterin Iris Florstedt war es wieder ein Kraftakt in zweieinhalb Tagen so viel Theorie und die Herstellung von Keramiken im Rakubrand, vom nassen Ton bis zur fertig gebrannten Keramik, unterzubringen. Wir durften so viel Neues erleben und lernen, interessante Gespräche führen, zwischendurch die gastliche Athmosphäre auf dem Kunst- und Kräuterhof Posterstein genießen und am Ende sogar noch ein oder zwei fertige Keramiken mit nach Hause nehmen.



Im Seminarraum laden Bücher, Artikel, Filme zum diskutieren ein.


Aus Ton geformte Schalen mit Tiermotiven.


Damit die am Samstag geformten Gefäße und Platten nicht im Brennofen zerspringen mussten sie "schnell getrocknet" werden. Der große Backhofen wurde angeheizt (eine Arbeit von Stunden). Zuerst wurden wir mit selbstgemachter Pizza von Bettina Martin und Ullrich Simon verwöhnt.


Ein Genuss!!!


Danach wurden  unsere Tongefäße zum Trocknen über Nacht noch in den noch heißen Ofen geschoben. Zum Glück haben fast alle Teile diese Prozedur überstanden.




Der Brennofen wird eingeräumt - Millimeterarbeit- es sollen ja alle Teile darin Platz finden.
Das war so gegen 9.00 Uhr.


Den Gasbrenner anzünden und langsam auf 300 grd hochheizen damit die restliche Feuchtigkeit in den Tongefäßen trocknen kann und sie nicht zerspringn. Nun kann schon etwas mehr "Gas" gegeben werden, bis ca. 600 grd erreicht sind, um dann, mit voller Kraft, auf 900 grd. hoch zu heizen.

Natürlich gab es die ganze Zeit über eine aufmerksame Feuerwache und war der Brandschutz gewährleistet.



Nach 17.00 Uhr war die nötige Brenntemperatur endlich erreicht. Es wurde spannend. Während beim normalen Schrüh- oder Glasurbrand die Keramik im Ofen wieder ganz langsam abkühlen muss, wird beim RAKU der Ofen bei 900 grd geöffnet, die glühende Keramik Stück für Stück entnommen und in einen Eimer oder großen feuerfesten Topf gelegt. Anschließend wird sofort mit einem Deckel die Sauerstoffzufuhr gebremst. In diesem Topf befinden sich Sägespäne die bei diesen Temperaturen natürlich verbrennen bzw. verkohlen. Der dabei entstehende Ruß setzt sich in den Poren der Keramik fest und färbt sie schwarz. Daher auch der Bergriff Schwarzbrand.  Glasuren bekommen die typischen Risse.


Die Prozedur hört sich ganz einfach an - ist es aber nicht. Gemeinsam mit unserer Kursleiterin hatte sich ein Dreierteam gebildet, das nun im Sekundentakt in Hitze und Qualm arbeitete: Brennofen auf, Kermaik raus, Brennofen zu, Topfdeckel auf, Kermaik rein, Sägespäne drauf, Topfdeckel zu und das Ganze von vorn. Da konnten wir Kursteilnehmer nur in achtungsvollem Abstand mit gezückter Kamera das Schauspiel verfolgen.




Einige Minuten in den Töpfen mit den Holzspänen geschwelt, dann konnte gelöscht und abgekühlt werden. Denn noch immer ist die Keramik sehr heiß.


Nun war die Spannung kaum noch auszuhalten. Was ist aus meiner Kermaik geworden. Habe ich sorgfältig genug gearbeitet oder ist meine Schale gesprungen?


Ruß und Brennschlacken werden abgewaschen und mit Bürste und Stahlschwamm geschrubbt.


Ein Teil nach dem anderen kommt zum Vorschein.

Welch ein Glück, Nichts ist im Brennofen gesprungen.

Reich an Erfahrungen, guten Gesprächen, kulinarischen Genüssen in jeder Hinsicht aufgetankt, ging ein Wochenende zur Neige. Vielen Dank an alle Beteiligeten und Förderer.

...und wen das Töpferfieber gepackt hatte, der hängte einfach noch einen Kurs bei Peter Weber DOLMARTON am Montag und Dienstag dran. Da ging es noch einmal um ganz archaische Brennarten, den Erdgrubenbrand und den  Rauchbrand. Aber davon demnächst.




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